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Triclopyr

I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften

Triclopyr (3,5,6-Trichlor-2-pyridyloxyessigsäure) ist ein weicher, weisser Feststoff mit einem Schmelzpunkt von 148-150° Celsius. Er ist hydrolysestabil und photolyseempfindlich. Bei der Photolyse beträgt die Halbwertszeit 24 Stunden. Triclopyr ist löslich in Wasser, Aceton, n-Octanol, Benzol, Chloroform, Acetonitril, Xylen und n-Hexan. Die gebräuchliche Anwendungsform ist die wässrige Lösung des Triethylammoniumsalzes (blass-gelbe Farbe, pH von 9.0-10.0) und das Emulsionskonzentrat des Ethylenglycolbutylether-esters. Triclopyr ist nicht korrosiv.
 

2. Quellen

Triclopyr wird als selektives Herbizid zur Kontrolle verschiedener Laubholzgewächse und breitblättriger Unkräuter eingesetzt. Es beeinflusst das Streckungswachstum und den Entwicklungsprozess der Pflanzen. In Pflanzen wird die Halbwertszeit auf 3-10 Tage geschätzt.
 

3. Kinetik

Triclopyr wird nach oraler Aufnahme rasch und vollständig resorbiert. Der Metabolismus von Triclopyr ist bei fast allen Tierarten unbedeutend, der Wirkstoff wird über den Urin in unmetabolisierter Form wieder ausgeschieden. Beim Hund ist die renale Clearance geringer, da eine tubuläre Rückresporption stattfindet. Bei der Ziege werden, neben dem unmetabolisierten Triclopyr, die Metaboliten Triclopyrsäure und Triclopyridinol über den Urin (70%) und die Faeces (4.5%) ausgeschieden. Die dermale Resorption von Triclopyr ist gering.
Die kinetischen Daten verschiedener Tierarten sind wie folgt:
 
 MenschRatteRhesus-Affe (Macaca mulatta)HundZiege
Dosis
(mg/kg Körpergewicht)
0.1-0.5
(p.o.)
<4; 60-83
(p.o.)
30
(i.v.)
0.5
(p.o)
11.88
(i.v.)
Halbwertszeit
(Stunden)
53; 5-66.32515
Plasmapeak
(Stunden)
 2-4 0.5-10.08
Clearance
(ml/Stunde/kg Körpergewicht)
  269.6-1830
Eliminationsdauer
(Stunden)
  247248-96
 

4. Toxisches Prinzip

In Langzeitversuchen bei Ratten führte Triclopyr zu einer Degeneration des absteigenden proximalen Tubulus in den Nieren. Auch bei Hunden ist die Niere das Zielorgan: Triclopyr führt zu einer Reduktion der Phenylsulfonphtalein-Exkretion und zu einem Anstieg der Harnstoff- und Kreatininparameter im Blutserum.
 

5. Toxizität bei Labortieren

Akute orale LD50 (in mg/kg Körpergewicht):

 MausRatteKaninchenHuhnMeerschweinchen
Triclopyr 713550 310
 
Die akute dermale LD50 für Kaninchen ist >2'000 mg/kg. Bei Kaninchen besteht eine schwache Augen-, jedoch keine Hautreizung. In 2-Jahre-Fütterungsversuchen betrug der no effect level für die Ratte 10 mg/kg/Tag und für die Maus 240 mg/kg/Tag. Die akute LD50 beläuft sich für die Stockente auf 1'698 mg/kg.
 

6. Umwelttoxikologie

Die durchschnittliche Halbwertszeit von Triclopyr im Boden beträgt 46 Tage. Triclopyr ist nicht bienengefährlich (LD50 60.4 µg/Biene). Das Mittel ist fischgiftig: die LC50 (96 Stunden) beträgt für die Regenbogenforelle 117 mg/l.
 

II. Spezielle Toxikologie - Wiederkäuer

1. Toxizität

Die minimale toxische Dosis ist für das Rind nicht bekannt.
Die Latenz nach oraler Aufnahme beträgt bis zu 6 Tagen.
 

3. Symptome

3.1Allgemeinzustand, Verhalten
Ataxie, Festliegen
  
3.2Nervensystem
Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen
  
3.3Oberer Gastrointestinaltrakt
Schluckbeschwerden
  
3.4Unterer Gastrointestinaltrakt
Pansenatonie, Tympanie
  
3.5Respirationstrakt
Dyspnoe
  
3.6Herz, Kreislauf
Keine Symptome
  
3.7Bewegungsapparat
Keine Symptome
  
3.8Augen, Augenlider
Keine Symptome
  
3.9Harntrakt
Keine Symptome
  
3.10Fell, Haut, Schleimhäute
Keine Symptome
  
3.11Blut, Blutbildung
Keine Symptome
  
3.12Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome
 

4. Sektionsbefunde

Peritonitis, Lungenödem, Herzmuskelblutungen.
 

5. Weiterführende Diagnostik

Triclopyr ist mittels chromatographischer Methoden im Urin nachweisbar. Es ist bisher kein Vergiftungsfall bei Tieren bekannt, bei dem eine Analyse durchgeführt wurde.
 

6. Differentialdiagnosen

Gastroenteritiden und Koliken anderer Genese, andere Herbizidvergiftungen, Pflanzenvergiftungen, Magen-Darm-Wurmbefall.
 

7. Therapie

7.1Notfalltherapie
-Kreislauf: Substitution von Flüssigkeit
 
7.2Dekontamination
-Gastrointestinaltrakt: Aktivkohle, Glaubersalz
-Forcierte Ausscheidung: Diurese fördern mit Glukose- oder Mannitolinfusionen.
-Falls die Augen betroffen sind, diese mit warmen Wasser auswaschen.
 
7.3Weitere symptomatische Massnahmen
-Analgetika und Kolikbehandlung: Bei starken Schmerzen Analgetika wie Metamizol oder Flunixin verabreichen.
 

8. Fallbeispiele

8.1Todesfall eines Schafes, das Triclopyr aufgenommen hatte und folgende Symptome zeigte: Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Lungenödem und schliesslich Exitus letalis nach 24 Stunden (Tox Info Suisse).
  
8.2Fünf Kühe weideten auf derselben Weide, auf der Triclopyr gespritzt worden war. Drei von den fünf Kühen sind krank geworden. Eine war nur leicht betroffen, eine hatte eine Ataxie und eine Kuh zeigte Festliegen, Inappetenz und schluckte nicht (Tox Info Suisse).
  
8.3Ein Rind erkrankte 6 Tage nach dem Weiden auf einer mit Triclopyr gespritzten Weide. Es zeigte Pansenatonie, Dyspnoe, Lähmungserscheinungen, beziehungsweise Festliegen. Trotz tierärtzlicher Behandlung war es am nächsten Morgen tot (Tox Info Suisse).
  
8.4Ein Lama starb nach dem Fressen von mit Triclopyr gespritzten Gräsern (Tox Info Suisse).
 

9. Literturverzeichnis

Carney E.W., Billington R., Barlow S.M. (2007) Developmental toxicity evaluation of triclopyr butoxyethyl ester and triclopyr triethylamine salt in the CD rat. Reprod Toxicol 23, 165-174
 
Perkow W (1988) Wirksubstanzen der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekäpfung. 2. Auflage. Paul Parey, Band 2
 
Sar T.K., Bagchi B., Das S.K., Mandal T.K., Chakraborty A.K., Bhattacharyya A., Choudhury A. (2002) Toxicokinetics, recovery, and metabolism of triclopyr butotyl (ACTP) ester in goats. J. Agric. Food Chem. 50, 4202-4209
 
Timchalk C., Finco D.R., Quast R.J. (1997) Evaluation of renal function in Rhesus Monkeys and comparison to Beagle Dogs following oral administration of organic acid triclopyr (3,5,6-trichloro-2-pyridinyloxyacetic acid). Fundam. Appl. Toxicol. 36, 47-53
 
Timchalk C., Nolan R.J. (1997) Pharmacokinetics of triclopyr (3,5,6-trichloro-2-pyridinyloxyacetic acid) in the Beagle Dog and Rhesus Monkey: Perspective on the reduced capacity of dogs to excrete this organic acid relative to the rat, monkey, and human. Toxicol. Appl. Pharmacol. 144, 268-278
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