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Harnstoffderivate

I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften

Es handelt sich um an vier Stellen substituierte Harnstoffverbindungen. Aufgrund eines halogenierten aromatischen Anteiles sind die meisten Harnstoffderivate schlecht wasserlöslich.
 

2. Quellen

Harnstoffderivate werden als Herbizide eingesetzt. Im Handel sind sie in Form von Pulver und Granulaten erhältlich. Zur Intoxikation kann es bei Aufnahme der Konzentrate oder der Spritzbrühen kommen. Wegen der geringen Toxizität führt die Kontamination des Futters kaum zu Vergiftungen.
 

3. Kinetik

Die Resorption erfolgt über den Gastrointestinaltrakt, die Ausscheidung der Metaboliten mit den Faeces und im Harn. Eine Speicherung im Organismus tritt nicht auf.
 

4. Toxisches Prinzip

Haut- und Schleimhautreizend. Harnstoffderivate greifen in die Bildung des Hämoglobins und die Erythropoese ein.
 

5. Toxizität bei Labortieren

Die akute orale LD50 ist wie folgt (in mg/kg Körpergewicht):
 MausRatteKaninchenHuhn
Benzthiazuron 1`280  
Bromuron 1`920  
Buturon 3`000500 
Chlorbromuron 2`150  
Chloroxuron> 1`0003`000  
Chlorsulfuron 5`550-6`290  
Chlortoluron 10`000  
Cycluron (= Cykluron) 1`500  
DCU (=Dichloralharnstoff) 6`500  
Defenuron 3`440  
Difenoxuron 800  
Diflubenzuron  4`640  
Dimefuron> 10`000> 2`000  
Diuron 1`020-3`400  
Ethidimuron> 2`500> 5`000> 2`500 
Fenuron 6`400  
Fluometuron 8`900  
Isonoruron 1`600  
Isoproturon 1`826-2`417  
Karbitulat 3`000  
Linuron25`4301`500-4`0002`2504`000-5`000
Methabenzthiazuron> 1`000> 2`500> 1`000 
Metobromuron 3`000-3`900  
Metoxuron 1`600-3`200  
Metsulfuron-methyl > 5`000  
Monolinuron 1`800-2`800  
Monuron 3`600  
Neburon 11`000  
Tebuthiuron579644286 
Thiazafluron630278  
Triasulfuron > 5`000  
 

6. Umwelttoxikologie

Einige Harnstoffderivate (z.B. Difenoxuron, Diuron) sind stark fischtoxisch.
 

II. Spezielle Toxikologie - Wiederkäuer

1. Toxizität

Wiederkäuer sind im allgemeinen empfindlicher auf Harnstoffderivate als andere Tiere. Trotzdem sind Vergiftungen durch Aufnahme kontaminierten Futters praktisch nicht möglich, es kommen meistens Vergiftungsfälle durch Ingestion der Konzentrate oder Spritzmischungen vor. Die minimal toxischen Dosen (oral) werden in der Literatur wie folgt angegeben:
-Chloroxuron: Rind und Schaf 25 mg/kg Körpergewicht/Tag während 5 Tagen.
-Diuron: Schaf 250 mg/kg oder 100 mg/kg/Tag an zwei aneinander folgenden Tagen.
-Fenuron: Rind 500 mg/kg/Tag während zwei Tagen, Schaf 100 mg/kg/Tag während 8 Tagen.
-Fluometuron: Rind 100 mg/kg/Tag während zwei Tagen, Schaf 50 mg/kg/Tag während 6 Tagen.
-Linuron: Rind 50 mg/kg/Tag während zehn Tagen, Schaf 50 mg/kg.
-Metabenzthiazuron: Rind 75 mg/kg/Tag während 15-21 Tagen, 200 mg/kg/Tag während 5-6 Tagen, 500 mg/kg/Tag zweimal innerhalb von 28-48 Stunden.
-Metobromuron: Rind 25 mg/kg/Tag während 10 Tagen oder 500 mg/kg/Tag während zwei Tagen, Schaf 50 mg/kg/Tag während 10 Tagen.
-Monuron: Rind 500 mg/kg, Schaf 100 mg/kg während vier Tagen.
 

2. Latenz

Bei einer akuten Vergiftung Stunden, bei einer chronischen Vergiftung Tage bis Wochen.
 

3. Symptome

3.1Allgemeinzustand, Verhalten
Anorexie, Depression, Abmagerung, Schwäche, Ataxien, Inkoordination
  
3.2Nervensystem
Keine Symptome
  
3.3Oberer Gastrointestinaltrakt
Salivation
  
3.4Unterer Gastrointestinaltrakt
Keine Symptome
  
3.5Respirationstrakt
Keine Symptome
  
3.6Herz, Kreislauf
Keine Symptome
  
3.7Bewegungsapparat
Keine Symptome
  
3.8Augen, Augenlider
Keine Symptome
  
3.9Harntrakt
Hämaturie (bei Schafen)
  
3.10Fell, Haut, Schleimhäute
Keine Symptome
  
3.11Blut, Blutbildung
Anämie
  
3.12Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome
 

4. Sektionsbefund

Unspezifisch. Läsionen in Gastrointestinaltrakt, Leber und Nieren. Hämorrhagien an der Oberfläche des Herzens und der Lunge.
 

5. Weiterführende Diagnostik

Nachweis der Harnstoffderivate in der verdächtigen Vergiftungsquelle.
 

6. Differentialdiagnosen

Enteritis anderer Genese, Befall mit Magen-Darm-Parasiten.
 

7. Therapie

7.1Notfalltherapie
-Kreislauf: Bei dramatischem Verlauf Kreislauf unterstützen.
 
7.2Dekontamination
-Aktivkohle, Glaubersalz
-Forcierte Ausscheidung mit Infusionen und Diurese
 

8. Fallbeispiel

Die beschriebenen Vergiftungserscheinungen sind unspezifisch. Die Tiere fallen durch Depression und Antriebsarmut auf, sie machen einen Eindruck der Verwirrtheit (Hapke, 1975).
 

9. Literatur

Hapke HJ (1975) Harnstoffderivate. In: Toxikologie für Veterinärmediziner (Hapke HJ, ed) Ferdinand Enke Verlag Stuttgart, pp 374-378
 
Kühnert M (1991) Carbaminsäure- und Harnstoffderivate. In: Veterinärmedizinische Toxikologie (Kühnert M, ed) Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, pp 156-157
 
Lorgue G, Lechenet J & Rivière A (1996) Ureas, substituted. In: Clinical Veterinary Toxicology (Chapman MJ, ed) Blackwell Science Ltd, London, pp 187-188
 
Rowe LD (1993) Organic herbicides. In: Current Veterinary Therapy Food Animal Practice (Howard JL, ed) Saunders Company, Philadelphia, pp 386-394
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