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Anwendungssicherheit

Amitraz besitzt, mit Ausnahme von Pferd und Katze, im Allgemeinen eine gute Verträglichkeit. Selbst bei 5-facher Überdosierung ist nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen (Ungemach 1994b).
 

Pferde und Katzen

Bei Pferden und Katzen sollte Amitraz aufgrund erhöhter Empfindlichkeit nicht angewandt werden (Ungemach 1994b; Gunaratnam 1983a). Katzen zeigen bereits nach Badebehandlung mit einer 0,0125%igen Lösung vorübergehend Inappetenz, bei Verwendung einer 0,025%igen Lösung können Sedation, Depression und Anorexie beobachtet werden (Gunaratnam 1983a).
 

Nager

Amitraz wurde als letal beim Hamster (Harvey 1995a) und höchst toxisch bei anderen Nagern beschrieben (Harkness 1995a).
 

Akute Toxizität

LD50

Maus/Ratte:dermal 2,1 - 5 g/kg (Ungemach 1994b).
Hund:oral 100 mg/kg (Hugnet 1996a).
 

Symptome

Das toxische Prinzip des Amitraz beruht auf seiner ausgeprägten alpha 2-agonistischen Aktivität (Hugnet 1996a). Die häufigsten Intoxikationssymptome sind:
 
Allgemein:Hyperglykämie, Hypothermie, Polyurie
  
Gastrointestinaltrakt:Inappetenz, Erbrechen, abdominale Schmerzen, Herabsetzung der Motilität
  
ZNS:Tranquillisation, Depression, Tremor, Agitation,
  
Kreislauf:Hypotension, Bradykardie, welcher bei schweren Intoxikationen Tachykardie und Hyperventilation folgen (Hugnet 1996a; Grossmann 1993a; Cullen 1987a; Bonsall 1983a; Seawright 1982a; Gunaratnam 1983a).
 
Beim Pferd sind die Symptome einer Intoxikation Sedation, Depression, Inkoordination und Herabsetzung der gastrointestinalen Motilität, was zur Stase führt und bis zur schweren, therapeutisch nicht beeinflussbaren Impaktionskolik fortschreiten kann. Am häufigsten sind das rechte dorsale grosse Kolon und das proximale kleine Kolon betroffen (Roberts 1979a).
 

Therapie

Antidote

Atipamezol:50 µg/kg i.m., die Wirkung setzt sehr schnell ein (nach ca. 10 Minuten) und hält etwa 2 - 4 Stunden an (Hugnet 1996a). Da Atipamezol eine nur kurze Halbwertszeit besitzt, sollte 3 - 4 Stunden nach der Injektion von 50 µg/kg Atipamezol, oral Yohimbin (0,1 mg/kg) alle 6 Stunden bis zur vollständigen Erholung verabreicht werden (Hugnet 1996a).
  
Yohimbin:0,1 mg/kg i.v. (Hsu 1986a; Hsu 1985a). Mittel der Wahl bei Amitrazintoxikationen ist Yohimbin. Yohimbin verdrängt Amitraz von den alpha2-Rezeptoren und beseitigt Bradykardie, Hypotension, Sedation und gastrointestinale Hypomotilität ohne Risiko (Hsu 1985a).
 
Ansonsten ist eine symptomatische Therapie nötig.
 

Hund

-Bei oraler Aufnahme Erbrechen auslösen ( z.B. Ipecac-Sirup) oder Aktivkohle verabreichen (Grossmann 1993a).
-Intravenöse Flüssigkeitszufuhr (Grossmann 1993a).
 
Die Gabe von Atropin gegen die Bradykardie ist bei Amitrazintoxikationen kontraindiziert, da die Bradykardie nicht durch parasympathische (vagale), sondern durch präsynaptische sympathische Stimulation hervorgrufen wird. Atropin könnte die Pressor-Effekte des Amitraz potenzieren und aufgrund erhöhten myokardialen Sauerstoffbedarfs Arrhythmien verursachen (Hsu 1986a). Amitraz setzt die gastrointestinale Motilität herab. Atropin als parasympatholytische Substanz kann diese Hypomotilität verstärken, was einen Ileus oder eine Magendilatation zur Folge haben kann (Hsu 1985a).
 

Pferd

-Alle Amitrazreste von der Haut und dem Haarkleid gründlich mit viel kaltem Wasser abspülen. Dabei alles vermeiden, was zur peripheren Vasodilatation führt !
-Verabreichung grosser Mengen Lubrifikantien (z.B. 3 - 4 Liter mineralische Öle) per Nasen-Schlund-Sonde alle 8 - 12 Stunden.
-Zur Schmerzbekämpfung Spasmolytika und Morphinderivate unbedingt vermeiden ! Cholinerge Substanzen oder Cholinesterasehemmer ebenfalls nicht verabreichen !
-Orale und intravenöse Gabe grosser Flüssigkeitsmengen, Korrektur des Säure-Base-Haushaltes (Roberts 1979a).
 
Nach einer Sprühbehandlung mit einer 0,025% w/v wässrigen Suspension wurden bei 3 von 4 Pferden Intoxikationssymptome beobachtet. Die Tiere zeigten Sedation, Depression, Ataxie, Inkoordination und Impaktionskoliken über einen Zeitraum von bis zu 6 Tagen. Es erfolgte eine symptomatische Behandlung mit intravenöser Flüssigkeitsgabe, Analgetika, Paraffinöl und Dexamethason i.v.. Die verwendete Sprühlösung enthielt zum Teil bereits vor 3 Wochen zubereitete Suspension, welcher frische Suspension zugegeben wurde. Es wird vermutet, dass der ältere Teil der Sprühlösung in das hochtoxische N-3,5-dimethylphenyl N-methylformamidin-Derivat zerfallen war und somit für die Nebenwirkungen verantwortlich ist (Auer 1984a).
 

Umwelttoxizität

Amitraz besitzt eine sehr hohe Fischtoxizität, sollte also nicht in Gewässer gelangen (Ungemach 1994b; Van Miert 1994a).
Amitraz ist nicht toxisch für Vögel und Bienen (Ungemach 1994b; Van Miert 1994a).
 

Anwendersicherheit

Bei der Verwendung von Amitraz sollte Schutzkleidung getragen und Augen- und Hautkontakt vermieden werden (Medleau 1995b; Bond 1998a). Die Behandlung muss an einem gut belüfteten Ort stattfinden. Das behandelte Tier sollte bis zur vollständigen Trocknung nicht berührt werden (Medleau 1995b).
 
Der ADI (acceptable daily intake) für Amitraz liegt bei 0 - 0,003 mg/kg. Dieser basiert auf einem NOEL (no observable effect level) von 0,25 mg/kg/Tag in einer 2 - Jahresstudie mit Hunden (Sicherheitsfaktor 100) (EMEA 1997e).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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