mdi-magnify Wirkstoff Suchen Tierarzneimittel Produkte & Futter


mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index Wirkstoffe mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Telefon
Grundsätzlich werden Lokalanästhetika zur Lokalanästhesie nicht intravaskulär injiziert. Eine Ausnahme bildet die intravenöse regionale Anästhesie (IVRA), die angewendet wird, um die vorderen und hinteren distalen Extremitäten zu anästhesieren (Heavner 1996b; Thurmon 1999a).
 
Lokalanästhetika werden bei operativen Eingriffen eingesetzt, soweit sich diese, je nach anatomischen Gegebenheiten, unter Lokalanästhesie durchführen lassen, sowie bei Injektionen an Gliedmassen und Gelenken, um eine Diagnose zu bestätigen, und bei Blockaden von autonomen Strukturen (Grenzstrang, Gangl. Stellatum) (Werner 2002a).
 
Die Lokalanästhesie bietet zwei grosse Vorteile. Erstens wird eine physiologische Störung des Organismus, die bei einer Allgemeinanästhesie auftritt, vermieden, und zweitens können neurophysiologische Reaktionen auf Schmerz und Stress vorteilhaft modifiziert werden (Catterall 2001a).
 
Bupivacainhydrochlorid wird bei Pferden und bei Wiederkäuern (Rind, Schaf, Ziege) für Nervenblockaden durch lokale Infiltration verwendet. Bei Schafen wurde Bupivacain experimentell auch für eine Epiduralanästhesie verwendet (Allen 2005a).
 

Kleintier

-Kleine Behandlungen wie Wundverschluss durch Nähen, Entfernen von kleinen Tumoren, Hautbiopsien
-Zahnbehandlungen
-Epiduralanästhesie (Kaiserschnitt, orthopädische Behandlungen)
-Topische Anästhesie des Larynx, um die Intubation zu unterstützen (v.a. Katze)
-Vorbereitung bei Ohrenbehandlungen, um Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren
-Lokalanästhesie des Auges, um z.B. einen Fremdkörper zu entfernen
-intravenöse Regionalanästhesie bei Operationen der Gliedmassen
-Behandlung von Arrhythmien (Maddison 2002c)
 

Oberflächenanästhesie

Bei der Oberflächen- oder topischen Anästhesie wird der Wirkstoff auf die Haut oder Schleimhaut appliziert und ein Verlust der Sensitivität verursacht, indem das Lokalanästhetikum zu den Nervenendigungen diffundiert (Khursheed 2001a; Werner 2002a). Lokalanästhetika werden auf Schleimhäuten des Auges, der Nase und des Mundes verwendet (Khursheed 2001a). Auf intakter Haut sind die meisten Lokalanästhetika unwirksam, da die Epidermis eine Penetration verhindert (Khursheed 2001a). Oberflächenanästhesien sind auch bei Hautverletzungen möglich, aber meist entbehrlich. Besonders bei grösseren Hautverletzungen besteht die Gefahr resorptiver Nebenwirkungen (Werner 2002a).
 
Schleimhäute (Mund, Larynx, Bronchialbaum und Urogenitaltrakt) können mit einem Lokalanästhetikumspray oder -gel behandelt werden. Es sollte grundsätzlich die niedrigste effektive Konzentration gewählt werden, um toxische Effekte zu vermeiden. Zur lokalen Betäubung der Kornea sollten spezielle, möglichst gewebeverträgliche und neutrale Lokalanästhetikalösungen verwendet werden. Dabei muss bedacht werden, dass die meisten Lokalanästhetika auf der Kornea in gewisser Weise epithelschädigend wirken, indem sie unter anderem die oberflächlichen Zellschichten mehr oder weniger stark dehydrieren (Erhardt 2004j).
 

Infiltrationsanästhesie

Die Infiltrationsanästhesie ist wahrscheinlich die meist verwendete Methode einer Regionalanästhesie und besteht aus zahlreichen subkutanen Injektionen mit kleinen Lokalanästhetikumvolumen in das Zielgewebe (Thurmon 1999b; Khursheed 2001a). Der Wirkstoff wird in das Operationsgebiet injiziert und breitet sich im Extrazellulärraum aus. Durch die Diffusion werden Nervenendigungen in der Subkutis und kleinere Nervenstämme ausgeschaltet (Khursheed 2001a; Werner 2002a). Diese Technik ist auch bei Risikopatienten sinnvoll, um bei grösseren Operationen eine tiefe Allgemeinanästhesie zu vermeiden (Hall 2001c). Grosse Mengen einer relativ schwach potenten Lösung können direkt in Operationsgebiete infiltriert werden (Khursheed 2001a). Einsatzgebiete sind Hautbiopsien, Schnittlinieinfiltrationen (z.B. beim Kaiserschnitt), Entfernung kleiner, oberflächlicher Umfangsvermehrungen wie Warzen oder dermale und subkutane Tumoren und Behebung von oberflächlichen Lazerationen (Lemke 2000a; Erhardt 2004j). Ebenso kann diese Technik bei der invasiven Diagnostik verwendet werden (Lemke 2000a).
 
Zwar werden durch eine Lokalanästhesie kleine Eingriffe ohne Vollnarkose möglich; andererseits kann durch die Infiltration des Gewebes die Wundheilung negativ beeinflusst werden (Erhardt 2004j).
 

Neuraltherapie

Die Infiltrationsanästhesie wird häufig bei der Neuraltherapie nach Huneke zur Störfeldausschaltung eingesetzt (Burgis 2002a). Die Neuraltherapie ist eine auf bekannten physiologischen und pathophysiologischen Mechanismen basierende Methode. Die verwendeten Präparate sind langjährig erprobte Lokalanästhetika, und die zum Einsatz gelangenden Techniken sind in der anästhesiologischen Fachliteratur hinlänglich beschrieben. Der wesentliche Unterschied zur Lokalanästhesie besteht in einem über die pharmakonspezifische Wirkungsdauer hinausgehenden therapeutischen Effekt, der bei der Behandlung über spezifische Körperpunkte, Körpersegmente sowie Strukturen des autonomen Nervensystems zu beobachten ist und sowohl regionale wie auch entfernt lokalisierte Störungen zu beseitigen imstande ist. Dieser Effekt beruht auf Mechanismen neurovegetativer wie auch humoraler und hormoneller Natur, die durch den heutigen Stand des Wissens erklärbar und auch reproduzierbar sind (Zohmann 1994a).
 

Leitungsanästhesie (Periphere Nervenblockade)

Die periphere Nervenblockade wird durch eine Injektion in unmittelbarer Nähe eines einzelnen peripheren Nerven oder eines Nervenplexus erzielt (Horney 1966a; Khursheed 2001a), dessen Innervationsgebiet durch das Lokalanästhetikum vollständig ausgeschaltet wird (Werner 2002a).
 
Bei der Leitungsanästhesie sind meist geringere Mengen an Lokalanästhetikum notwendig, als bei der einfachen Infiltrationsanästhesie, was auch die Gefahr einer Intoxikation senkt. Vor allem für die Leitungsanästhesien der aus den Foramina austretenden Nerven am Kopf sollte man geringe Injektionsvolumina verwenden (Erhardt 2004j). Bei Bulbusexstirpationen empfiehlt sich die zirkuläre Blockade am Grunde der Orbita (Alef 2003a)
 

Interkostaler Nervenblock

Der interkostale Nervenblock hat den grossen Vorteil, dass z.B. nach einer Thorakotomie die postoperativen Schmerzen ausgeschaltet werden können und so eine adäquate Atmung gewährleistet wird (Erhardt 2004j). Die Intrapleuralanästhesie ist eine Alternative zu mehreren interkostalen Injektionen und kann als regionale periphere Nervenblockade eingestuft werden (Horney 1966a; Khursheed 2001a).
 
Spezialformen der Leitungsanästhesie stellen die rückenmarksnahen Anästhesien dar: die Epiduralanästhesie (siehe weiter unten) und die, in der Veterinärmedizin kaum benutzte, Spinalanästhesie (Werner 2002a). Paravertebrale Nervenblockaden bei Rindern und Pferden, interkostale Nervenblockaden und der Brachialplexusblock sind periphere Nervenblockaden (Horney 1966a; Khursheed 2001a).
 

Intrapleurale Anästhesie

Schmerzen, verursacht durch laterale und posteriore Thorakotomien, Rippenfrakturen, Metastasen in der Brustwand, in der Pleura und im Mediastinum, chronische Pankreatiden, Cholezystektomien, Nierenoperationen, abdominalem Krebs und posthepatischer Neuralgesie können durch eine intermittierende oder kontinuierliche Verabreichung von Lokalanästhetika in den Pleuralraum gelindert werden (Thurmon 1999a).
 

Intraartikuläre Applikation

Lokalanästhetika können auch intraartikulär (oder in eine Sehnenscheide (Hall 2001c)) verabreicht werden, um eine Lahmheitsdiagnose (vor allem bei Pferden) zu erleichtern. Diese Technik kann auch vor und nach einem chirurgischen Eingriff (Arthroskopie) verwendet werden, um das betroffene Gelenk unempfindlich zu machen (Khursheed 2001a). Eine Lokalanästhetikumlösung wird in den Synovialraum injiziert und durch Manipulationen am Bein verteilt. Eine Analgesie tritt nach 5 bis 10 Minuten ein und dauert je nach Lokalanästhetikum ungefähr eine Stunde. Die Injektion macht die Synovialmembran unempfindlich, es ist aber nicht bekannt, ob die Nervenendigungen der darunterliegenden Strukturen auch beeinflusst werden (Hall 2001c).
 

Intravenöser Block

Die intravenöse Regionalanästhesie kann für Operationen an Extremitäten genutzt werden. Bei dieser Methode muss die Extremität mit einem Tourniquet gestaut und das Lokalanästhetikum unterhalb dieser Stauung in eine möglichst distal gelegene Vene injiziert werden (Lüllmann 1999a; Erhardt 2004j). Es müssen Lokalanästhetika mit möglichst geringer systemischer Toxizität verwendet werden. Die lokale Anästhesie tritt nach 10 bis 15 Minuten auf (Lüllmann 1999a).
 
Die Wirkung erfolgt durch die Diffusion des Lokalanästhetikums über die Blutgefässe zu den lokalen Nerven. Die normale Funktion der Nerven und Muskeln kehrt nach dem Lösen des Tourniquets schnell zurück; die wiederhergestellte Durchblutung der Gliedmasse senkt die lokale Konzentration des Lokalanästhetikums (Khursheed 2001a). Nach Öffnung der Manschette bzw. des Tourniquets klingt die Anästhesie in 2 bis 5 Minuten wieder ab (Lüllmann 1999a). Diese Technik wird häufig bei Operationen an den Klauen von Rindern verwendet (Khursheed 2001a). Es besteht keine Toxizitätsgefahr im Stauungsbereich, wenn die Stauung auf 2 Stunden (1,5 Stunden (Hall 2001c)) begrenzt wird. Bei längerer Stauung kann es zur Sepsis, Endotoxinschock, Verlust der Extremität und letztendlich zum Tod kommen (Erhardt 2004j).
 
Zur Verminderung systemischer Wirkungen des Lokalanästhetikums darf die Stauung frühestens 15 Minuten nach Zufuhr des Pharmakons beendet werden. Bei diesem Verfahren dürfen der Lokalanästhetikumlösung keine vasokonstriktorische Substanzen zugesetzt werden (Lüllmann 1999a).
 

Epiduraler Block

Die epidurale Injektion eines Lokalanästhetikums, vor allem in die lumbosakrale (Hund und Schwein) und intercoccygeale Region (Pferd und Kuh; manchmal als Kaudalanästhesie bezeichnet) bewirkt eine epidurale oder extradurale (peridurale (Alef 2003a)) Anästhesie. Das Lokalanästhetikum wirkt an den hinteren spinalen Nerven, bevor diese die Wirbelsäule verlassen. Das Ausmass der Anästhesie hängt von der Ausdehnung und Diffusion des Wirkstoffes ab (Khursheed 2001a). Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass die Epiduralanästhesie für Tiere, die durch Krankheit, chirurgische Eingriffe oder experimentelle Untersuchungen geschwächt und Risikopatienten sind, eine besonders sichere Anästhesieform darstellt (Bonath 1987a).
 

Spinaler (subarachnoidaler) Block

Der spinale Block wird durch eine Injektion in den subarachnoidalen Raum, hauptsächlich (Schaf und Katze) in den lumbosakralen Raum, erreicht. Diese Form der Anästhesie ist technisch schwieriger als die epidurale Anästhesie, da das Ende des Rückenmarks bei den verschiedenen Tierarten unterschiedlich beschaffen ist (Khursheed 2001a).
 

Lokale Analgesie bei Frakturen

Eine Technik, die nicht einfach klassifiziert werden kann, ist die lokale Analgesie, um bei Knochenbrüchen den entstehenden Schmerz zu lindern. Eine Injektion erfolgt direkt in das Hämatom auf der Seite der Fraktur. Die korrekte Platzierung der Lösung ist wichtig für den Erfolg der Behandlung. Penible Asepsis muss beachtet werden, da bei einer Injektion in eine Frakturstelle die Folgen einer Infektion gravierend sind. Diese Technik ist besonders geeignet zur Schmerzlinderung bei gebrochenen Rippen (Hall 2001c).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.