Ampicillin ist ein semisynthetisches Penicillin-Derivat, welches durch die Acylierung der 6-Aminopenizillansäure (6-APA) mit D-α-Phenylglycin entsteht. Die Synthese wurde erstmals von Doyle, Fosker Nayler und Smith im Jahre 1961 durchgeführt (Auhagen 1962a). Damit entwickelten sie das erste Penicillin-Derivat, das sowohl gegen grampositive als auch gegen gramnegative Bakterien wirkt (Zylka 1962a; Naumann 1963a). Es ist jedoch nicht stabil gegenüber β-Laktamasen (Rolinson 1961a). Aufgrund seiner Säurestabilität, welche diejenige der Oralpenicilline übertrifft, kann Ampicillin auch oral verwendet werden (Kirby 1964a). Bei einem pH von 2 und einer Temperatur von 37°C beträgt der Verlust der Aktivität nach 2 Stunden nur 5% und bei einer Lagerung über Nacht unter den gleichen Bedingungen weniger als 50% (Rolinson 1973a). Trotzdem sollte bei der oralen Administration das Ampicillin-Derivat Amoxicillin bevorzugt werden, denn obwohl sich Ampicillin und Amoxicillin nur durch eine p-Hydroxygruppe in der Seitenkette unterscheiden, zeigt Amoxicillin nicht nur eine bessere orale Absorption sondern auch eine schnellere und vollständigere Keimelimination. Letzteres wird durch die unterschiedliche Bindung an die Penicillin bindenden Proteine (PbP) erklärt (Dalhoff 1979a). Das L-Isomer des Ampicillins wird zwar weniger schnell von Penicillinasen gespalten, ist aber weniger wirksam als das D-Isomer, deshalb wird generell das D-Isomer verwendet (Auhagen 1962a; Stewart 1961a; Rolinson 1973a).
Die freie Säure, welche als Ampicillinanhydrat oder -trihydrat vorkommt, zeigt nur eine geringe Löslichkeit in Wasser, deshalb wird für die parenterale Anwendung das wasserlösliche Natrium-Salz verwendet (Rolinson 1973a; Keefe 1980a; Rolinson 1961a). Die Wasserlöslichkeit von Ampicillintrihydrat beträgt bei 21°C 7,56 g/l, diejenige von Ampicillinanhydrat 10,1 g/l und diejenige von Ampicillin-Natrium 50 mg/ml (NLM 2005a; Fluka 2007a).
10'000 I.E. entsprechen 5,8 mg (Auhagen 1962a).
Synonyme: | Ampicillinanhydrat, 6-[D-(-)-α-Amino-α-phenylacetamido]-penicillansäure |
Summenformel: | C16H19N3O4S (Auhagen 1962a) |
Molekulargewicht: | 349,42 (Auhagen 1962a) |
Synonyme: | α-Aminobenzylpenicillin trihydrate, Aminobenzylpenicillin trihydrate |
Summenformel: | C16H19N3O4S●3H2O (NLM 2005a) |
Molekulargewicht: | 403,45 (CambridgeSoft 2004a) |
Synonyme: | 4-Thia-1-azabicyclo(3.2.0)heptane-2-carboxylic acid, Monosodium D-(-)-6-(2-amino-2-phenylacetamido)-3,3-dimethyl-7-oxo-4-thia-1-azabicyclo(3.2.0)heptane-2-carboxylate |
Summenformel: | C16H19N3O4S.Na (NLM 2005a) |
Molekulargewicht: | 371,39 (O'Neil 2001a) |
Die Ampicillin-Natrium-Lösung für den parenteralen Gebrauch (30 mg in 1 ml 0,9%iger Natrium-Chlorid- oder Ringer-Laktat-Lösung) ist bei Raumtemperatur 8 Stunden stabil. Bei geringerer Konzentration (< 20 mg/ml in 5%iger Dextrose-Lösung) ist sie bei Raumtemperatur nur 2 - 4 Stunden stabil und gekühlt gelagert 8 Stunden(Tennant 1999a). Die Ampicillintrihydrat-Suspension für den parenteralen Gebrauch ist bei Raumpemperatur während 3 Monaten stabil und kann bis zu 12 Monate im Kühlschrank gelagert werden. Die Suspension für den oralen Gebrauch kann eine Woche lang bei Raumtemperatur oder 2 Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Kapseln, Tabletten und das ungelöste Pulver sollten bei Raumtemperatur trocken gelagert werden (Greene 1998b).
Die folgende Tabelle zeigt den Verlust der Aktivität einer Ampicillintrihydrat- Suspension, abhängig von der Temperatur und der Zeit, anhand der durchschnittlichen verbleibenden Konzentration in mg pro 5 ml (Allen 1979a):
Tage | 25°C | 5°C | 0°C | -10°C | -20°C |
0 | 255 ± 7 | 255 ± 7 | 255 ± 7 | 255 ± 7 | 255 ± 7 |
5 | 228 ± 9 | 228 ± 8 | 236 ± 1 | 234 ± 10 | 242 ± 4 |
10 | 226 ± 5 | 227 ± 14 | 235 ± 8 | 233 ± 9 | 241 ± 5 |
20 | 221 ± 4 | 225 ± 5 | 233 ± 4 | 232 ± 13 | 240 ± 5 |
30 | 216 ± 5 | 223 ± 4 | 231 ± 9 | 231 ± 5 | 239 ± 9 |
60 | 201 ± 14 | 217 ± 5 | 226 ± 13 | 229 ± 9 | 238 ± 9 |
Die Kombination von Ampicillin-Natrium mit Sulbactam-Natrium ist bei der intravenösen Anwendung inkompatibel mit Ciprofloxacin, da sich ein Präzipitat bildet und der pH der Lösung um mehr als eine Einheit absinkt (Elmore 1996a; Chadha 2004a). Des Weiteren sind Ampicillin-Natrium-Lösungen inkompatibel mit Makroliden, Aminoglykosiden, Tetrazyklinen, Phenothiazinen und verschiedenen anderen Wirkstoffen. Das Mischen mit anderen Substanzen wird deshalb generell nicht empfohlen (Greene 1998b; Davis 1977a).