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Hauterkrankungen

Wichtige Hinweise Hauterkrankungen können sich abhängig ihrer Ursache ausschliesslich in der Haut manifestieren (Räude) oder sind die Folge generalisierter Erkrankungen (Rotlauf, generalisierter Epidermitis exsudativa, Schweinepest, PDNS, Eperythrozoonose). Auch alimentäre Überversorgung (Se-Vergiftung) oder Unterversorgung (Parakeratose) können sich in Hautveränderungen äussern.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursache, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Hauptursachen für bakterielle Hautinfektionen und Eintrittspforten für pathogene Erreger sind vor allem in einer mangelnden Kolostrumversorgung (z.B. PPDS, grosse Würfe), Integument-verletzungen (Bissverletzungen, Hautabschürfungen, Schulterdruck, ungenügende Stall- und Instrumentenhygiene) sowie einer mangelnden Immunität (z.B. fehlende Rotlaufimpfung, Tierzukauf) zu suchen.
 

Häufigste bakterielle Ursachen und Eintrittspforten

Saugferkel:generalisierte Form der Epidermitis exsudativa (Ferkelruss, Pechräude), verursacht durch Staphylococcus (S.) hyicus.
 
Absetzferkel:lokalisierte Form der Epidermitis exsudativa, Ohrrandnekrose, Kannibalismus, Pyodermien verursacht durch Eitererreger (Staphylokokken, Streptokokken, T. pyogenes
 
Mastschwein:Rotlauf (Hautform) verursacht durch Erysipelothrix (E.) rhusiopathiae, Kannibalismus
 
Muttersauen:Rotlauf, Strahlenpilz, Schulterdruck
 

Erreger

S. hyicus ist ein ubiquitär vorkommender Haut- und Schleimhautbesiedler. Es sind avirulente bis hochvirulente Stämme bekannt, welche sich im Bildungspotential von sog. exfoliativen Toxinen unterscheiden. Toxinbedingte Epithel-Desquamationen können neben der Haut auch an den Ballen, Nieren, Harnwegen und in der Leber vorkommen.
S. sciuri, S. chromogenes oder Methicillin resistente S. aureus (MRSA) kommen als Ursache für Pyodermien auch beim Schwein vor, sind aber selten.
E. rhusiopathiae ist ein ubiquitär vorkommender Zoonoseerreger und besiedelt die Tonsillen. Der Erreger weist eine hohe Tenazität auf (> 6 Monate bei Temperaturen < 12°C). Die Ausscheidung erfolgt über Kot, Harn, Speichel, Nasensekret. Derzeit sind 26 Serotypen bekannt, wobei > 75% den Serotyen 1 oder 2 zuzuordnen sind. Die Immunitätsdauer nach einer Muttersauenimpfung beträgt 10 - 12 Wochen.
 
Diagnose / Tests Hauttupfer sind zur Diagnose von St. hyicus ohne Anwendung von Selektivmedien nicht geeignet, weil Stallstaub und Schmutz mit dem serösen Exsudat auf der Haut verklebt. Für den Erregernachweis besser geeignet sind reg. Lymphknoten resp. das Einsenden eines toten Ferkels. Die Anfertigung eines Antibiogramms ist zu empfehlen.
 
Rotlaufbakterien lassen sich in der Haut nur selten nachweisen. Für den Nachweis (Anreicherungskultur) besser geeignet sind Tonsillen, Gelenke oder Muskulatur.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Das klinische Bild der Epidermitis exsudativa wird durch zahleiche Sekundärerreger verstärkt. Daher ist die Wahl eines Antibiotikums, welches in der Haut hohe Wirkstoffspiegel erreicht, angezeigt. Zu den Wirkstoffen mit hoher Gewebepenetration zählen neben β-Laktamen auch Cephalosporine und Fluorchinolone. Penicilline erreichen mittlere Gewebekonzentrationen. Wenig geeignet sind Makrolide und Aminoglykoside. Wegen den mehr oder weniger ausgeprägten Hautläsionen ist eine antibiotische Langzeitbehandlung, mindestens aber während 5 Tagen angezeigt.
 
Bei Kannibalismus ist der Einsatz von (potenzierten) Sulfonamiden nicht angezeigt, da Eiter die Wirkung von Sulfonamiden herabsetzt und T. pyogenes eine natürliche Resistenz gegen Sulfonamide aufweist.
 

Antibiotika

Epidermitis exsudativa / Rotlauf / Kannibalismus
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Oral 
First LineAmoxicillin 
Second lineDoxycyclin 
Third lineTetracyclin 
 Parenteral 
First LineBenzylpenicillinDepotwirkung bei LA-Formen (Procain- oder Penzathin-Pen.),
alle Ferkel eines Wurfes behandeln
Second lineAmoxicillin 
Third lineCephalosporine 1. GenerationGute Anreicherung in der Haut
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
FluorchinoloneKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
 

Prävention

Epidermitis Exsudativa: Zur Prävention müssen Risikofaktoren möglichst eliminiert werden. Bei immer wiederkehrenden Bestandsproblemen ist die Herstellung einer stallspezifischen Vakzine angezeigt. Nach der Anzüchtung und Speziesdifferenzierung wird eine zusätzliche Untersuchung zum Nachweis von exfoliativen Toxinen dringend empfohlen. Die Grundimmunisierung erfolgt 6 und 3 Woche ante partum.
 
Rotlauf: Zur Prophylaxe von Rotlauferkrankungen und zur Verhinderung von Fruchtbarkeitsstörungen werden Sauenherden normalerweise vor der 1. Trächtigkeit (Grundimmunisierung) und nach dem Absetzen oder terminorientiert geimpft. Die passive Immunität vermittelt einen Schutz bis zur 10./12. Lebenswoche. Da eine orale antibiotische Behandlung bei Rotlaufausbrüchen in der Mast wenig nachhaltig ist (ubiquitärer Erreger und Erregerpersistenz auf den Tonsillen), ist in Mast-Problembetrieben eine Rotlaufimpfung meist die einzig wirksame Lösung.
 

Unterstützende Massnahmen

Um den Erregerdruck in einem Betrieb wirksam senken zu können, sind Rein/Raus, Reinigung/Desinfektion mit anschliessender Trocknung der Räume wichtige Managementmassnahmen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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