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Deutsch    Plantaginis ovatae semen; Semen plantaginis
Deutsch    Indische Flohsamen
Franzoesisch    Graine d'ispaghul
Italienisch    Ispagula seme
Englisch    Ispaghula seed
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Plantago ovata Forssk.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die getrockneten, reifen Samen von Plantago ovata Forssk. (Plantago ispaghula Roxb.)
 
Reinheit:
-Quellungszahl: mindestens 9 (Hagers Enzyklopädie, 2016; Ph. Eur. 10, 2020).
-Fremde Bestandteile: Die Prüfung wird mit 10.0 g Droge durchgeführt (Ph. Eur. 10, 2020); höchstens 3% (Hagers Enzyklopädie, 2016); höchstens 0.5% (WHO, 1999).
-Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Hagers Enzyklopädie, 2016; Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 4.0% (Ph. Eur. 10, 2020; WHO, 1999).
-Säureunlösliche Asche: höchstens 1.0% (WHO, 1999).
 
Verfälschungen: Solche sind gelegentlich beobachtet worden durch Samen anderer Plantago-Arten (z.B. Plantago major L. und Plantago media L.); deren Farbe ist abweichend, auch quellen die Samen in Wasser nur sehr wenig (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Ganze oder grob zerkleinerte Droge, Pulver, Kapseln und Granulat (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Hagers Enzyklopädie, 2009; Pharmavista, 2022; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die blassrosa-beigen Samen sind glatt, von schiffchenähnlicher Gestalt, gekrümmt, 1.5-3.5 mm lang, 1.5-2 mm breit und 1-1.5 mm dick. Die konkave Seite zeigt im Zentrum einen hellen Fleck, der dem Hilum entspricht. Die konvexe Seite zeigt einen hellbraunen Fleck, welcher der Lage des Embryos entspricht und bis etwa ein Viertel der Samenlänge einnimmt.
-Das Pulver ist hellbraun (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Fast geruchlos (Hagers Enzyklopädie, 2016).
 

Geschmack

Fad, beim Kauen schleimig (Hagers Enzyklopädie, 2016); fade, schleimig (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Ballaststoffe (80%): v.a. unlösliche Fasern, in der Epidermis lösliche Fasern = Schleimpolysaccharide (20-30%); in den Samen zudem: Proteine, fettes Öl, Sterole, das Trisaccharid Planteose sowie kleine Mengen an Flavonoiden und Phenylethanoid-Glykosiden.
-Schleimpolysaccharide: v.a. hochverzweigtes Arabinoxylan mit einem Xylan-Grundgerüst und Verzweigungen aus Arabinose-, Xylose- und 2-O-(Galactosyl-Uronsäure)-Rhamnoseresten.
-Fettes Öl: reich an Linol- und Ölsäure.
-Phenylethanoid-Glykoside: u.a. Acteosid (Verbascosid).
(EMA, 2013; ESCOP, 2003; Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2016; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Laxierende und antidiarrhoische Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Laxierende, Lipid-senkende und Blutglukose-senkende Wirkung (EMA, 2013).
-Laxierende Wirkung bei Obstipation, antidiarrhoische Wirkung bei Durchfall, mukosaprotektive Wirkung bei Reizdarmsyndrom, Divertikulose, Colitis ulcerosa, metabolische Effekte bei Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus (Hänsel & Sticher, 2010).
-Laxierende Wirkung bei Obstipation, antidiarrhoische Wirkung bei Durchfall, mukosaprotektive Wirkung beim Reizdarmsyndrom, metabolische Effekte bei milder Hypercholesterinämie (Teuscher et al., 2012).
-Durch Wasserbindung Transitzeit-verlängernde Wirkung bei Diarrhoe, durch Zunahme des Stuhlvolumens Transitzeit-verkürzende Wirkung bei Obstipation, Senkung des Serum-Cholesterol-Spiegels (Wichtl, 2009).
-Demulgierende, erweichende und abführende Wirkung, cholinerge Aktivität (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1333
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: Monographie vorhanden (1999)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/304390/2012 vom 14.5.2013)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A06AC (BAnz. Nr. 22a vom 1.2.1990)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Ratten mit Kaliumoxalat-induzierter Hyperurikämie konnte gezeigt werden, dass ein Plantaginis-Samen-Extrakt (0.9375, 1.875 und 3.75 g/kg Körpergewicht, p.o., während 28 Tagen) die Harnsäure-, Kreatinin-, Triglycerid- und TNF-α-Werte im Serum im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant (p < 0.05) verringerte (Yang et al., 2021).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei habitueller Obstipation zur Erweichung des Stuhls sowie reizmindernd zur unterstützenden Therapie bei Reizdarm und Durchfällen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung und Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Die Dosierung muss individuell angepasst werden. Richtwert beim Kleintier: 160 mg/kg KGW 3-mal täglich mit Wasser oder Brühe (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Kombinationen
Ergänzungsfuttermittel mit Flohsamen, Eibisch oder Eichenrinde:
-Es sind Ergänzungsfuttermittel für mehrere Tierarten erhältlich, in denen Flohsamen(-schalen) in verschiedenen Kombinationen, u.a. mit Aloe vera, Apfel- und Zitrustrester, vorkommen. Konzipiert sind diese Ergänzungsfuttermittel i.d.R. zur Erleichterung des Kotabsatzes durch Verbesserung der Darmperistaltik und der Kotbeschaffenheit sowie zur Verbesserung der Verdauung durch Unterstützung der physiologischen Darmflora (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Es sind Ergänzungsfuttermittel für Pferde erhältlich, in denen Eibisch u.a. mit Bockshornklee, Curcuma, Flohsamen, Karotten, Rosmarin und Süssholzwurzel kombiniert worden ist. Konzipiert sind diese Produkte für Pferde mit starker Magensäurebelastung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Es sind für mehrere Tierarten Ergänzungsfuttermittel erhältlich, in denen Eichenrinde in verschiedenen Kombinationen, u.a. mit Flohsamenschalen, Kamille, Kardamom, Kümmel, Thymian und Tormentill vorkommt. Konzipiert sind diese Ergänzungsfuttermittel i.d.R. zur Unterstützung und Regulierung der Verdauung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
Flohsamen bei Sandobstipation des Pferdes:
-Huskamp et al. berichten von der erfolgreichen Therapie leichterer Formen der Sandobstipation des grossen Kolons durch Verabreichung von 0.5-1g Flohsamen/kg Körpergewicht per Nasenschlundsonde (Anmerkung: vorquellen lassen!) über 3-5 Tage bei reduziertem Futter- und normalem Wasserangebot (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Gegenanzeige: Verdacht auf Ileus (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Aufgrund der hohen Wasserbindungskapazität des Flohsamens ist zur Vermeidung von Obstruktionen im Bereich von Ösophagus, Magen und Darm unbedingt auf eine adäquate Flüssigkeitsversorgung zu achten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Flohsamen(-schalen) nicht zusammen mit Milch oder Milchprodukten verabreichen, da diese sich nicht in die Schleimstoffe einlagern und deshalb nicht zum Quellen beitragen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Überdosierungen führen zu Blähungen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Die Wasserbindungskapazität des Flohsamens wird auch zur Stuhleindickung bei Diarrhö genutzt ("kosmetische Wasserbindung") (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Mögliche Wechselwirkungen: verändern die Absorption von Arzneimitteln, Interaktionen mit Kalzium, Carbamazepin, Colestyramin, Colestid, Herzglykosiden, Östrogen, Insulin und oralen Hypoglykämika, Lithium und Proteaseinhibitoren (Wynn & Fougère, 2007).
-Flohsamen(-schalen) sorgen für eine Resorptionsverzögerung von Kohlenhydraten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Überempfindlichkeitsreaktionen sind möglich (EMA, 2013).
 

Toxizität

Siehe unter Plantago ovata und Plantago afra.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2022).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Flohsamen(-schalen) sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Flohsamen(-schalen) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 001933-EN, 001933-NL, 001933-DE, 001933-DA (2011-04-27); 000618-EN, 000618-IT, 000618-NL, 000618-FR, 000618-DE, 000618-DA (2015-03-09); 001398-EN, 001398-FR (2010-09-23).
 

Doping

Flohsamen(-schalen) sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 90, 109, 121, 173-174, 300, 302, 304, 529, 533 & 544
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 388-391
-European Medicines Agency (EMA) (2013) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Plantago ovata Forskk., semen, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/304360/2012, 14 May 2013, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-European Medicines Agency (EMA) (2013) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Plantago ovata Forskk., semen, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/304390/2012, 14 May 2013, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 535-538
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2016) Plantaginis ovatae semen (Indische Flohsamen). Verfasser: Brutigam M., Hrsg.: Blaschek W., Ebel S., Hilgenfeldt U., Holzgrabe U. & Reichling J., http://www.drugbase.de, Datenstand 22.03.2016
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 460
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, p. 2164
-Pharmavista (2021) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2021) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 128
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 1 (1999) Semen plantaginis. World Health Organization, pp. 202-212
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 518-520
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 79, 203 & 334-336
-Yang F., Shi W., Wang L., Qin N., Wang C., Guo Y., Xu G., Fang J., Yu X. & Ma Q. (2021) Lipidomics study of the therapeutic mechanism of plantaginis semen in potassium oxonate-induced hyperuricemia rat. BMC Complement Med Ther. 21(1), 175-189
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