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Zutreffende Spezies (Botanik)

Hemerocallis fulva (L.) L. - speziesspezifisch sehr stark giftig
Hemerocallis lilio-asphodelus L. - speziesspezifisch sehr stark giftig
 

Toxizitätsgrad

Speziesspezifisch sehr stark giftig ±±± (Erläuterungen)
Katzen: sehr stark giftig +++, siehe auch Lilium sp.
 

Hauptwirkstoffe

-Unbekanntes Toxin
-Saponine: Hemerosid A und B, in den oberirdischen Pflanzenteilen.
-Naphthalenderivat-Derivate: Hemerocallin (Stypandrol) in den Zellextrakten aus den Wurzeln.
 

Zielorgane

Nieren
 

Wirkungsmechanismen

-Hemerocallin und Hemerosid A und B wirken lokal reizend.
-Katzen: Akutes Nierenversagen mit Nekrose der tubulären Epithelialzellen. Der Wirkmechanismus ist nicht bekannt.
 
Veterinärtoxikologie

Letale Dosis

Katzen: bereits die Ingestion von weniger als 1 Blatt oder von Blütenteilen reicht für eine schwere Vergiftung.
 

Klinische Symptome

Katzen: 1. Phase: 1-3 Stunden nach Ingestion treten Vomitus, Hypersalivation, Anorexie, Apathie und Inappetenz auf. Die gastrointestinalen Symptome verschwinden nach 2-6 Stunden, was eine Verbesserung vortäuscht.
2. Phase: 12-30 Stunden nach Einnahme folgt eine Polyurie, daraus resultiert, 18-30 Stunden nach Ingestion, eine Dehydration. Ohne aggressive Infusionstherapie beginnt nach 24-48 Stunden die anurische Phase, in der die toxischen Metaboliten akkumulieren und das Tier wieder erbricht (nach 30-72 Stunden). Bei einer schweren Urämie können zentrale Kranpfanfälle auftreten. Die Tiere sterben nach 3-7 Tagen infolge eines Nierenversagens. In der anurischen Phase ist die Peritoneallavage oder Hämodialyse unerlässlich. Weitere Symptome sind Renomegalie, Nierenschmerzen und eine schwere Azotämie mit stark erhöhten Harnstoff- und Creatinin-Werten im Blutserum. Die Urinuntersuchung zeigt vermehrt Zylinder, ein Zeichen für einen Tubulusschaden, sowie erhöhte Glukose- und Proteinwerte.
Bei Rindern führte die Einnahme von Narthecium sp. (Moorlilien) zu einer diffusen tubulärer Nierennekrose und Nierenversagen mit einer vergleichbaren Pathologie zur Lilienvergiftung bei Katzen.
Bei Ratten, Mäusen und Kaninchen konnte trotz der Verfütterung grosser Mengen Lilien (1.5faches Körpergewicht) keine Nephropathie ausgelöst werden.
Bei Hunden kam es nach der Ingestion von Lilien maximal zu gastrointestinalen Symptomen mit Erbrechen (Fitzgerald, 2010).
 

Diagnose

Zu Beginn der Intoxikation ist meist nur das Stressleukogramm (leichte Neutrophilie ohne Linksverschiebung in Verbindung mit einer Eosinopenie, Lymphopenie und gelegentlich Monozytose) sichtbar. Die Verschiebung der anderen Werte erfolgt erst nach 18-24 Stunden. Die Veränderungen im Urin können ab 12 Stunden nach Ingestion auftreten.
-Blutstatus: Anämie oder Stressleukogramm.
-Blutchemie: erhöhte Harnstoff-, Kreatinin- und Kalium-Werte. Der unverhältnismässig starke Anstieg des Kreatinin im Vergleich zum Harnstoff kann als Indikator für eine Lilienvergiftung angesehen werden. In der Spätphase auch erhöhte Aspartat-Aminotransferase/ASAT/GOT- und Alanin-Aminotransferase/ALAT/GPT-Werte infolge Anorexie möglich.
-Urin: vermehrt Zylinder, Isosthenurie, Glukosurie, Proteinurie; die Veränderungen können schon 12 Stunden nach Ingestion gesehen werden (Fitzgerald, 2010).
 

Differentialdiagnosen

Infektiöse Nephropathie, metabolische Nephropathie, akute Manifestation einer chronischen Nephropathie, Einnahme oxalathaltiger Pflanzen, Borsäure oder Ethylenglycol. Ethylenglycol bewirkt, neben ZNS-Symptomen wie Desorientierung und Stupor, bereits im frühen Vergiftungsstadium eine schwere Azidose (Fitzgerald, 2010).
 

Therapie

Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie). Frühe und aggressive Flüssigkeitstherapie (NaCl-Lösung, 2-3facher Erhaltungsbedarf, innerhalb der ersten 24 Stunden nach Ingestion, für 1-3 Tage), in der anurischen Phase: peritoneale Lavage oder Hämodialyse.
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

Katze:
-Nierenstauung mit angeschwollenen Nieren und perirenalem Ödem
-Sekundär zur schweren Urämie: Blutstauung in Lunge und Magen-Darm-Trakt, blasse Leber
-Eventuell Lungenödem
-Infolge Anorexie: Hepatische Lipidose, leerer Magen-Darm-Trakt.
 
Histologie des Nieren:
-Ausgedehnte Blustauung
-Milde Schwellung der Leberzellen im Bereich der Zentralvene
-Moderate bis schwere, diffuse, akute Nekrose der Tubuluszellen, wobei die Läsionen meist auf das proximale Segment limitiert sind. Bei schwereren Fällen können sich die Läsionen auch distal in den Sammelrohren befinden.
-Tubuluslumen: Akkumulation von zellulären und proteinartigen Ablagerungen
-In den Sammelrohren: hayline und granuläre Zylinder
-Die Basalmembran der Tubuluszellen bleibt intakt
-Mitosen in den Tubuluszellen: 3-5 Tage post ingestion, als Zeichen einer frühen Reparatur.
(Fitzgerald, 2010)
 
Rind: Diffuse tubuläre Nierennekrose und Nierenversagen mit einer vergleichbaren Pathologie zur Vergiftung bei Katzen (Fitzgerald, 2010).
 
Literatur
-Berg R.I., Francey T. & Segev G. (2007) Resolution of acute kidney injury in a cat after lily (Lilium lancifolium) intoxication. J Vet Intern Med. 21(4), 857-859
-Brady M.A. & Janovitz E.B. (2000) Nephrotoxicosis in a cat following ingestion of Asiatic hybrid lily (Lilium sp.). J Vet Diagn Invest. 12(6), 566-568
-Fitzgerald K.T. (2010) Lily toxicity in the cat. Top Companion Anim Med. 25(4), 213-217
-Hadley R.M., Richardson J.A. & Gwaltney-Brant S.M. (2003) A retrospective study of daylily toxicosis in cats. Vet Hum Toxicol. 45, 38-39
-Langston C.E. (2002) Acute renal failure caused by lily ingestion in six cats. J Am Vet Med Assoc. 220(1), 49-52
-Rumbeiha W.K., Francis J.A., Fitzgerald S.D., Nair M.G., Holan K., Bugyei K.A. & Simmons H. (2004) A comprehensive study of Easter lily poisoning in cats. J Vet Diagn Invest. 16(6), 527-541
-Slater M.R. & Gwaltney-Brant S. (2011) Exposure circumstances and outcomes of 48 households with 57 cats exposed to toxic lily species. J Am Anim Hosp Assoc. 47(6), 386-390
-Teuscher E. & Lindequist U. (2010) Biogene Gifte. 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 352
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