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Zutreffende Spezies (Botanik)

Cynoglossum officinale L. - stark giftig
 

Toxizitätsgrad

Stark giftig ++ (Erläuterungen)
 

Hauptwirkstoffe

Pyrrolizidinalkaloide: Echinatin, 7-Angeloylheliotridin, Heliosupin, 12-Acetylheliosupin, Viridoflorin; Gehalt in der Pflanze: 0.71-2.1% (Teuscher & Lindequist, 2010).
 

 

Zielorgane

Leber
 

Wirkungsmechanismen

-Pyrrolizidinalkaloide: Bestimmend für den toxischen Effekt ist die totale Aufnahme der Pyrrolizidinalkaloide, egal über welchen Zeitraum die Alkaloide aufgenommen wurden. Die Auswirkungen einer Pyrrolizidin-Vergiftung sind kumulativ: Die Pyrrolizidinalkaloide werden in der Leber in Metaboliten umgewandelt, welche irreversibel mit der DNA und anderen Makromolekülen reagieren und zur Schädigung der Leberzellen führen, was auch viele Monate nach der Aufnahme der Alkaloid-haltigen Pflanzen zum Tode führen kann. Untersuchungen bei Schafen haben gezeigt, dass eine partielle Detoxifikation der Pyrrolizidinalkaloide in den Vormägen der Wiederkäuer erfolgt (Cheeke, 1994).
 
Veterinärtoxikologie

Letale Dosis

LD50 Ratte (i.p.):350 mg Echinatin/kg Körpergewicht.
 
Fütterungsversuch:
Pferd: 1) Einem 14 Jahre alten Shetland-Pony (200 kg) wurden täglich 60 g/kg Körpergewicht einer getrockneten, 0.6% pyrrolizidinalkaloidhaltigen Hundszunge gemischt mit 1.4 kg Getreide und Heu ad libitum, bis zur Verweigerung des Pflanzenmischfutters (20. Tag), gefüttert. 3 Wochen später wurde das Pferd euthanasiert. Makroskopisch zeigte die Leber keine Veränderung. Histologisch fanden sich eine biliäre Hyperplasie und Fibrose.
 

Klinische Symptome

Pferd: Konditionsverlust, Gewichtsverlust, Anorexie, Kolik, Obstipation oder blutige Diarrhoe, Tenesmus, evt. Rektumprolaps, Hämoglobinurie, häufiges Gähnen, Dyspnoe, Photosensibilität, Ikterus, später wegen Leberversagen hepatoenzephales Syndrom mit Unruhe, Taumeln, Ataxie, zielloses Wandern ("Walking Disease"), Zehenschleifen, Lecksucht, Blindheit, Kopfpressen, Depression, Konvulsionen, hepatisches Koma, Tod.
Rind: Anorexie, rapider Gewichtsverlust, reduzierte Milchleistung, rauhes struppiges Haarkleid, Photosensibilität, abnorm gefüllter Pansen wegen fehlender Pansenmotorik, Aszites, übelriechender wässerige oder blutige Diarrhoe, vereinzelt Rektumprolaps, evt. Symptome einer Hepatoencephalopathie mit Somnolenz, Lethargie, plötzliche Aufregungszustände und Vorwärtsdrängen, Tod.
Ziege: Anorexie, terminal Lethargie oder Opisthotonus.
 

Diagnose

Leberbiopsie, auch für eine prognostische Beurteilung.
Histologie der Leber, Rind und Pferd: Biliäre Hyperplasie, Nekrose der Hepatozyten, extensive Fibrose, Megalozytose, Zirrhose.
Sektion Pferd: Leber vergrössert und verhärtet, feine graue Linien unter der Kapsel; Magen: Magenschleimhaut mit Ulcera; Nieren: Leichtgradig gestaut.
Sektion Rind: Hochgradiges Wandödem des Labmagens, Erosionen und Ulcerationen in der Pylorusschleimhaut, Gekröseödem, hochgradiges Pankreasödem. Leber: Entweder vergrössert mit gespannter verdickter Kapsel, wobei Parenchym auf der Schnittfläche vorquillt oder verkleinert mit höckriger Oberfläche (Knoten bis 3 cm) und dicker Kapsel, von der breite Bindegewebsstränge zwischen den Knoten ins Parencham ragen und dem Gewebe auf der Schnittfläche eine mosaikartig Beschaffenheit verleihen. Bei beiden Formen der Leberveränderung ist die Gallenblase stark gefüllt. Die Gallenblasenwand ist hochgradig ödematsiert, in der Schleimhaut gibt es einzelne Petechien. Brust- und Herzbeutelflüssigkeit ist leichtgradig vermehrt, Petechien im Myokard.
Blutchemie Pferd: Hypoglykämie, Hypoalbuminämie, totales Bilirubin und Leberenzyme (γ-Glutamyltransferase/GGT, Alkalische Phosphatase/AP, Aspartat-Aminotransferase/ASAT/GOT) im Serum erhöht.
Blutuntersuchung Rind: γ-Glutamyltransferase/GGT im Serum erhöht, Neutrophilie ohne Linksverschiebung.
Sektion Ziege: Leber: blass, fest, knotig und fibrotisch. Histologie: Schwere hepatozelluläre Degeneration der Leber mit Vakuolisierung, Megalozytose, nukleären Chromatinklumpen und Proliferation der Gallengänge; milde pulmonäre Kongestion; chronische interstitielle Nephritis mit einem fibrotischen Kortex mit zahlreichen dilatierten Tubuli und interstitiellen Ansammlungen von Plasmazellen und Lymphozyten.
 

Therapie

Eine Behandlung der Vergiftung ist aussichtslos.
Sofortiges Absetzen des Pyrrolizidinalkaloid-haltigen Futters.
 
Literatur
-Cheeke P.R. (1994) A review of the functional and evolutionary roles of the liver in the detoxification of poisonous plants, with special reference to pyrrolizidine alkaloids. Vet Human Toxicol. 36, 240-247
-Cooper M.R., Johnson A.W. & Dauncey E.A. (2003) Poisonous plants and fungi. 2nd edition. TSO (The Stationery Office), London (GB), p. 128
-PubChem (2016) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Roth L., Daunderer M. & Kormann K. (1994) Giftpflanzen - Pflanzengifte. 4. Auflage. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, pp. 283-284
-Teuscher E. & Lindequist U. (2010) Biogene Gifte. 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 592-596
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