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Deutsch    Malvae flos; Malvae sylvestris flos
Deutsch    Malvenblüten
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Italienisch    Fiori di malva selvatica
Englisch    Mallow flower
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Malva sylvestris L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die ganzen oder zerkleinerten, getrockneten Blüten von Malva sylvestris L. oder ihren Cultivaren.
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 14.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Salzsäureunlösliche Asche: höchstens 2.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Quellungszahl: mindestens 15, mit 0.2 g pulverisierter Droge, die mit 0.5 ml wasserfreiem Ethanol R befeuchtet wurden, bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Heisswasser (Infus; Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016; EMA, 2013; Wichtl, 2009)
-Kaltwasser (Mazerat; Brendieck-Worm et al., 2015)
 
Verfälschungen: kommen praktisch nicht vor, früher gelegentlich mit Blüten anderer Malvaceen (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, Mazerat, Extrakt, Lösung, Pulver, Tinktur, Dekokt, Bonbons und Kapseln (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm, 2015; ESCOP, 2009; Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2010; Pharmavista, 2018; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die Blüten bestehen aus einem Aussenkelch mit 3 länglichen oder eiförmig-lanzettlichen Blättchen, die kürzer als die des Kelchs sind und direkt darunter sitzen; einem Kelch mit 5 flaumig behaarten, 3-eckigen, am Grund verwachsenen Zipfeln; einer Blütenkrone, 3- bis 4-mal länger als der Kelch, bestehend aus 5 keilförmigen, gekerbten, am Grund mit der Staubfadenröhre verwachsenen Kronblättern; zahlreichen Staubblättern, deren Filamente zu einer Staubfadenröhre verwachsen und von kleinen, sternförmigen Haaren bedeckt sind; mit der Lupe sind gelegentlich auch einfache Haare zu sehen; zahlreichen runzeligen Karpellen, kahl oder manchmal behaart, eingeschlossen in die Staubfadenröhre und kreisförmig um einen zentralen Griffel angeordnet, der in zahlreiche fadenförmige Narben endet. Bei Cultivaren besteht der Aussenkelch aus 3-7, der Kelch aus 5-8 und die Blütenkrone aus 5-10 Blättern.
-Das Pulver ist bläulich grau (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Fast geruchlos (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Beim Kauen schleimig (Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

5-10% Schleimstoffe, bestehend aus neutralen und sauren Polysacchariden, Flavanoide, v.a. Anthocyane (6-7%), Cumarin Scopoletin (25 µg/g), Urolsäure, Phytosterole und Gerbstoffe.
-Polysaccharide: mit Rhamnose, Galactose, Arabinose, Galacturonsäure und Glucuronsäure als Zuckerkomponenten.
-Anthocyane: v.a. Malvidin 3,5-diglucosid (Malvin), Malvidin 3-glucosid, Malvidin 3-(6"-malonylglucosid)-5-glucosid, Delphinidin 3-glucosid (Myrtillin), Spuren an Petunidin und Cyanidinglycosid.
(ESCOP, 2009; Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Wichtl, 2009).
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Hinweise auf eine immunmodulierende Wirkung (in vivo), eine entzündungshemmende Wirkung (in vitro und in vivo) und eine analgetische Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Schleimhautschützende und reizmildernde Wirkung (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Bronchitis: Reizlindernde, immunstimulierende und auswurffördernde Wirkung (Brendieck-Worm et al., 2015).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1541
-ESCOP: Monographie vorhanden (2009)
-WHO: keine Monographie vorhanden (5.4.2018)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (5.4.2018)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: R07AX (BAnz. Nr. 43 vom 2.3.1989)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-Eine antitussive Wirkung ist an der Katze experimentell nachgewiesen worden (Wichtl, 2009).
 

Ethnoveterinärmedizinische Studien

Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas werden Blüten und die oberirdischen Pflanzenteile mit Blüten von Malva sylvestris und Malva neglecta bei Rindern und Pferden zur Wundbehandlung, bei Pferden gegen Verstopfung, bei Kühen zur Euterbehandlung, als gynäkologisches Antiinfektivum und Antiseptikum sowie bei funktionellen gastrointestinalen Problemen, bei jungen Rindern als Antidiarrhoikum, als intestinales Antiphlogistikum und Antiinfektivum, bei Sauen zur Gesäugebehandlung, als gynäkologisches Antiinfektivum und Antiseptikum sowie als systemischer Entzündungshemmer eingesetzt (Mayer et al., 2014).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Erkrankungen des Respirationstraktes (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei Husten, Heiserkeit und Halsweh (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Innerlich zur Immunmodulation (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei Entzündungen des Magen-Darm-Trakts (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Innerlich, in Kombination mit Gerbstoffen, bei Schleimhautentzündungen des Magen-Darm-Trakts (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Äusserlich bei lokalen Entzündungen der Haut, bei Ekzemen und schlecht heilenden Wunden, Geschwüren und Beulen (Aichberger et al., 2012).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Malvenblüten/Tag
(in g Droge/Tag)
Rind20-60-250
Pferd20-40-50-100
Ziege, Schaf5-30-50
Schwein5-15-25
Hund5-10
Kaninchen (1-2-5 kg KGW)0.2-0.4-0.7
Meerschweinchen (1 kg KGW)0.2
Huhn (1-5 kg KGW)1-2
(Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015; Reichling et al., 2016).
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Als Infus (1:10) bei Entzündungen der Magenschleimhaut (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Malven-Mazerat: 2 Teelöffel geschnittenes Malvenkraut mit ¼ Liter Wasser übergiessen, unter gelegentlichem Umrühren 5-10 Stunden ziehen lassen, abseihen; eignet sich auch bei Husten, Heiserkeit und Halsweh (Brendieck-Worm et al., 2015).
 
Kombinationen
-Malvenblüten/-blätter, Eibischwurzel, Königskerzenblüten
-Malvenblüten/-blätter, Salbeiblätter, Holunderblüten/-beeren
-Malvenblüten/-blätter, Eibischwurzel, Kamillenblüten, Steinkleekraut und Leinsamen
(Reichling et al., 2016)
-Malven-Wermut-Infus: Zubereitung der Malve als Mazerat und des Wermuts als Infus, beide Zubereitungen gemischt verabreichen oder zum Einweichen des Futter nutzen; zur Appetitanregung und Verdauungsregulierung (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Spitzwegerich-Malven-Mazerat: 1-2 Teelöffel Malvenblätter und -blüten und ½ Teelöffel zerkleinerte Spitzwegerichblätter mit ¼ Liter kaltem Wasser 1-2 Stunden ansetzen, anschliessend abseihen, vor der Verabreichung leicht erwärmen; wirkt reizlindernd, hemmt Entzündung und Husten (Brendieck-Worm et al., 2015).
 

Toxizität

Siehe Malva sylvestris
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Malvenblüten sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blüten essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Malva sylvestris (Blüten, Blätter, blühende oberirdische Teile; getrocknet, geschnitten, gemahlen) ist registriert unter 004107-EN (2013-09-30) und 004107-FR (2013-09-30); Malvenblüten, blau, sind registriert unter 000966-DE (2010-12-01) und 000966-EN (2010-12-01).
 

Doping

Malvenblüten sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 92-93
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 200, 225, 241, 246, 391, 397 & 439
-Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, pp. 48-59, 94-95, 110, 185 & 230
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, supplement (2009) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 157-159
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, p. 556
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2010) Malvae flos (Malvenblüten), Verf.: W. Blaschek, http://www.drugbase.de, Datenstand 15.08.2010
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 371-372
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Vogl C.R., Amorena M., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2014) Treatment of organic livestock with medicinal plants: A systematic review of European ethnoveterinary research. Forsch Komplementmed. 21(6), 375-386
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2301-2302
-Pharmavista (2018) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 123-125
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 125
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 412-413
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